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Donnerstag, 25. August 2022

The Burnt Letters of Victoria



Tanya V. Abelson, Philipp Gufler, Jordan/Martin Hell, François Pisapia & Pauli Scharlach 

28.8. - 18.9.2022

„Nein, was den Abend wirklich zu einem Abend von anhaltender Bedeutung und Bestürzung machte, war etwas, das sie auf der Damentoilette beobachtete. Es war unübersehbar & doch völlig unvorstellbar. Eine Frau beugte sich hinunter und küsste eine andere Frau, die auf einer Chaiselongue lag.”1

An den glänzenden Abenden des Berlins der Jahrhundertwende traf Victoria zu Bentheim (1887–1961) auf eine andere Welt mit Lebensweisen, die sie zuvor für unmöglich gehalten hatte. Eine behütete Prinzessin verwandelte sich in eine Architekturstudentin, deren normativen gesellschaftlichen Vorstellungen zerbrachen – und zu denen sie vorerst nicht zurückschaute.

Die Briefe von Victoria wurden verbrannt, was darauf stand, werden wir nie erfahren. Aber es wird sich von ihnen erzählt, von dem Leben das Victoria führte. Die Briefe zeugten von ihren Ideen, Zweifeln und ihrer Selbstsuche. Zu der Zeit in der Victoria lebte war es üblich, dass die Autor*innen ihre eigenen Briefe von den Adressat*innen zurück forderten oder einen Durchschrieb behielten. Es ist wahrscheinlich, dass Victoria sämtliche ihrer Dialoge bis kurz vor ihrem Tod in ihrem Besitz hielt – die Briefe eigenhändig verbrannte oder deren Verbrennung beauftragte. Die schriftlichen Beweise für ihr Leben wurden zu Asche – die Geradlinigkeit der Geschichtsschreibung ihrer aristokratischen Familie blieb erhalten. Über ihr Verlangen, ihre Geheimnisse und rebellischen Gedanken kann heute nur spekuliert werden.

Als eine der ersten Frauen in Deutschland studierte Victoria zu Bentheim von 1913 bis 1919 an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin Architektur. Sie lernte mit Materialien umzugehen, Formen auszuprobieren und Kräfteverhältnisse einzuschätzen. Sie wurde darin ausgebildet, das Schaffen von Bauästhetik in einer bis heute männlich dominierten Architekturwelt für sich zu beanspruchen. Ihre Selbstbestimmung traf auf einen Gestaltungswillen, der Bauwerke schuf, die bis heute erhalten sind. Heute sprechen ihre Gebäude von einem damaligen Geschichtsrevisionismus: Victoria baute ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in einem Stil, der Größe ausstrahlen sollte. Die von ihr erbauten Häuser sowie eine Mühle zeugen vom Romantisieren einer Vergangenheit, welche schon damals nicht mehr existent war. Das Bild einer aristokratischen Frau, die im Übergang zur Moderne riesige historisierende Bauwerke schuf, wirkt genial und gespenstisch zugleich. Einerseits, weil sie dies als eine der ersten Frauen tat und sie andererseits augenscheinlich alten Geistern nachhing.

In der Geschichtsschreibung ist von Victoria als eine der ersten Architektinnen Deutschlands die Rede. Als Retterin jüdischer Menschen während des Nationalsozialismus ging sie in die Jahrbücher der Geschichte ein. Erforscht ist, dass sie zwei Jüdinnen während des Nationalsozialismus versteckte, nachdem sie aus der NSDAP austrat. Doch die Dokumente für Victorias eigenes Begehren– ihr Verlangen jenseits heterosexueller Normen fehlt und mit ihnen die beschriebene Vorfreude, die Sehnsucht und ihre Unabhängigkeit, die sie festhielt und die dann nur für einen flüchtigen Moment in der Geschichte existierten. Wir werden nie erfahren, was sie auf diesen Seiten zu Papier brachte – schilderte, beichtete und bezeugte.

Kuratiert von Paula Kommoss und Muriel Meyer

Kunstverein Grafschaft Bentheim
Hauptstraße 37
49828 Neuenhaus 

Öffnungszeiten
Do 15-20 Uhr
Fr - So 15-18 Uhr
sowie nach Vereinbarung 

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Actually, the Dead Are Not Dead. Techniques of Becoming



October 16, 2021 – January 23, 2022

Artists
Daniel G. Andújar, Banu Cennetoglu, Kate Crawford / Vladan Joler, Thirza Cuthand, Anna Dasovic, Laressa Dickey, Eva Egermann, Magdalena Freudenschuss, Robert Gabris, Ali Gharavi, Niklas Goldbach, Philipp Gufler, Jan Peter Hammer, Minna Henriksson, Che-Yu Hsu, Nina Støttrup Larsen, Yunyop Lee, Alice Lex-Nerlinger, Suntag Noh, Jo Spence, P. Staff, peter steudtner, Sunaura Taylor, Romily Alice Walden, Emma Wolukau-Wanambwa, Workers' Families Seeking Justice (WFSJ) and its Support Group

Curators
Hans D. Christ, Iris Dressler, Viktor Neumann

Techniques of Becoming is the third and last part of the exhibition series Actually, the Dead Are Not Dead, which was conceived in turn as a continuation of the Bergen Assembly 2019, a triennial for contemporary art in Norway.

Following the revolt of the bodies and the political dimensions of the festival, the third part revolves on the effects and dynamics of infrastructures. The exhibition explores the institutions, networks, architectures, and logistics both of materialized and immaterial nature, with regard to their entangled relations with the prevailing neoliberal and neocolonial power structures.

In addition to the museum, the school, the clinic, or the prison— those classical institutions of biopower that philosopher Michel Foucault investigated extensively and consequently has influenced generations if thinkers and artists—the exhibition focuses on infrastructures that enable the global circulation and administration of commodities, currencies, affects, and discourses: social media, computer games, and other systems of so-called smart technologies. It probes how these institutions and systems are entangled with structural forms of sexism, racism, pathologization, violence against non-normative and more-than-human bodies, and capitalist extractivsm of recources and living beings.

The show further reflects on the historical contexts of classifying, normalizing, and excluding forms of governing, looking into their histories from the emergence of modern nation-states to the establishment of globally and digitally active economies. The invited artists counter these structures and their mechanisms of exclusion, pathologization, and oppression with aesthetic and activist practices of appropriation, empowerment, and transformation. The philosopher Gilles Deleuze described the act of becoming as a polymorphic and constant process of change and of the affirmation of difference. In this sense, the artists negotiate becoming as site of possibilities and as a technique for exercising autonomy over one’s own body, for the development of structures of mutual support and for the formation of counter-publics.


Saturday, October 30, 2021, 6 p.m.

Philipp Gufler, Quilts*

Lecture and film screenings on various queer and other protagonists from Philipp Gufler's Quilt series







Schlossplatz 2
D-70173 Stuttgart

Dienstag, 10. Dezember 2019

Jahresgaben Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen

JAHRESGABEN 2019






mit LEDA BOURGOGNE, CYTTER/ ROEBAS, ROCHELLE FEINSTEIN, DOROTA GAWĘDA UND EGLĖ KULBOKAITĖ, NICHOLAS GRAFIA, PHILIPP GUFLER, KARL HOLMQVIST, ARI BENJAMIN MEYERS, PUPPIES PUPPIES (JADE KURIKI OLIVO), EILEEN QUINLAN, AGNES SCHERER, THOMAS SPALLEK, EVELYN TAOCHENG WANG, LENA WILLIKENS & SARAH SZCZESNY



December 14, 2019 – January 5, 2020
Opening: Friday, December 13, 2019, 7.30 pm


Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf

Foto: Katja Illner

Freitag, 16. August 2019

Maskulinitäten, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf




Eine Kooperation von Bonner Kunstverein, Kölnischem Kunstverein und Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf.

Eröffnung / Opening August 31, 2019, 19:30 in Düsseldorf



Sat, 5.10, 7 pm
IDLE TALK
In their reading, Philipp Gufler and Evelyn Taocheng Wang read parts of their artist books "Unintended Experience" by Evelyn Taocheng Wang and "Indirect Contact" by Philipp Gufler.
Venue: Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf




Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf
https://www.kunstverein-duesseldorf.de





Dienstag, 1. November 2016

Jahresgaben, Kunstverein München

Jahresgaben

2. – 11. Dezember 2016

Eröffnung: 2. Dezember 2016, 19-21 Uhr

Mit den Jahresgaben 2016 präsentiert der Kunstverein München eine vielfältige Auswahl an Arbeiten von über 70 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die in München und Umgebung leben und arbeiten.



Kunstverein München e.V.
Galeriestraße 4
80539 München

t +49 (0)89 221 152
f +49 (0)89 229 352
info@kunstverein-muenchen.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag,
11:00 - 18:00 Uhr

Montag, 6. Juni 2016

Setze dein Ich in Anführungsstriche, Kunstverein Göttingen


Philipp
Gufler

19.06. – 31.07. 2016

Setz dein Ich in Anführungsstriche
Mit »Setz dein Ich in Anführungsstriche« präsentiert der Kunstverein Göttingen Philipp Guflers erste institutionelle Einzelausstellung. Der Titel bezieht sich auf Hubert Fichtes »Versuch über die Pubertät« (1974), der mit den Worten »Setz doch dein Ich in Anführungsstriche – nenn dich ›Roman‹« seiner literarischen Annäherung auch eine analytische Distanz zur Seite stellte, um die eigene (zum Teil autobiografische) Herangehensweise infrage zu stellen. Mit einer ähnlichen Geste nähert sich Philipp Gufler den Inhalten der Ausstellung an: Guflers Arbeiten beschäftigen sich unter anderem mit zwei künstlerischen Positionen der 70er und 80er Jahre – Rabe Perplexum in München und Ben d’Armagnac in den Niederlanden – deren Performances und künstlerisches Werk heute nur in Bruchstücken rezipiert werden können. Es ist ein persönlicher Zugang, der trotz großer Nähe eine künstlerische Distanz wahrt; eine Überlagerung, ohne dass sich die eigene Künstleridentität in den Sujets auflöst.

Die Annäherung an die beiden Positionen erfolgt bei Gufler nicht nach kunsthistorischen Regeln oder durch Reenactments, stattdessen versucht er eine Art künstlerische Dopplung zu schaffen. Es geht ihm nicht um das (Wieder-)Auf- führen der Performances, sondern darum, mit den Mitteln der eigenen künstlerischen Praxis die Persona hinter der Performance auszuloten. »Becoming-Rabe« heißt eine Videoinstallation, in der Gufler die Rolle der Künstlerin Rabe Perplexum übernimmt. Die resultierende Verschmelzung der Identitäten passiert nicht linear, sondern durch eine poetische Mimesis, die durch Archivaufnahmen und Rabes Performance-Requisiten aufgebaut wird.

Das Motiv der Dopplung oder Überlagerung zieht sich wie ein roter Faden durch den Ausstellungsraum. Durch das Zusammenbringen verschiedener Ebenen, sowohl visueller als auch zeitlicher und identitärer, bricht Gufler mit einem üblichen (wissenschaftlichen) Geschichtsverständnis. Indem er die beiden Künstleridentitäten nicht als abgeschlossene, historische Entitäten betrachtet, kann er diese fortschreiben, um- ändern oder neu anordnen. Philipp Gufler produziert keine identitäre Festschreibung, sondern verwischt die Grenzen zwischen dem künstlerischen Selbst und dem Sujet – eine Geste, die in einer Serie von Quilts wieder aufgegriffen wird und die sich für die BetrachterInnen auch in einer Reihe an Siebdrucken auf Spiegeln entwickelt.

»Schwule Sprache ist uneigentlich, ist indirekte Sprache«, schrieb Fichte über Henry James, sie arbeite mit »Soussentendus, Verfremdungen, Übertreibungen, Ironie, Travestie«. Gufler greift diese Stilmittel in seinen Arbeiten auf. Dabei wird er nicht zu einem »Für-Sprecher«, sondern im Gegenteil zu einem Sprecher, der mit den anderen zusammen spricht. Er formuliert Andeutungen, die einen Raum für das Werk Rabes und D’Armagnacs schaffen, und er verfremdet diesen Raum, um mit der eigenen Sprache die Idee einer Künstleridentität zu destabilisieren.

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»Setz dein Ich in Anführungsstriche« (Put your I in quotation marks) is Philipp Gufler's first institutional solo show. The title references Hubert Fichte's "Essay on puberty" (1974) with the excerpt, "Just put your I in quotation marks – call yourself a ‘novel’", which adds an analytical distance to his otherwise literary advancements in order to question his own (partly autobiographical) approach. Philipp Gufler appropriates a similar gesture when handling the exhibition content: The work deals with two artistic positions from the 1970's and 80's – Rabe Perplexum in Munich and Ben d'Armagnac in Holland, whose performances and artistic oeuvre can nowadays only be perceived fragmentarily. It is a personal technique, which through its immediacy still manages to preserve an artistic distance; a layering, without losing the artistic identity of its subjects.

The method Gufler applies does not follow art historical norms nor make use of reenactments, instead he attempts to create a kind of artistic doubling. His interest lies not in the repetition of a performance, rather he uses his own artistic praxis to sound out the persona behind the performance. "Becoming-Rabe" is a video installation in which Gufler takes on the role of artist Rabe Perplexum, wherein the resulting identity-merge does not occur on a linear basis, but through poetic mimesis using archival footage and Rabe's performance props.

The motive of doubling and layering is a common denominator throughout Gufler's exhibition. The merging of layers, visual as well as temporal and identitarian, manages to break with the common (scientific) understanding of history. Gufler's disregard of artistic identities as finalized, historical entities allows him the freedom to update, change and realign these. His work is not a production of identitarian fixation, but instead blurs the borders between the artist's self and the subject – a gesture which is also reflected in his series of quilts and elaborated on for the viewer in a sequence of silkscreened mirrors. The resulting reflections within the space add an additional layer to the exhibition's conceptual discourse.

Fichte wrote of Henry James that, "Gay language is inauthentic, it is a form of indirect speech", consisting of "innuendoes, alienation, exaggerations, irony, travesty". Gufler appropriates these stylistic devices, speaking with them, not for them. Gufler's individual language of intimations creates a space for the work of Rabe and D'Armagnac, whilst at the same time defamiliarizing it, in order to ultimately destabilize any form of artistic identity.


Kuratiert von Anja Lückenkemper

KUNSTVEREIN GÖTTINGEN

im Künstlerhaus

Gotmarstraße 1
37073 Göttingen
ÖFFNUNGSZEITEN
Di-Fr 14-18 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr
VERNISSAGE
So, 19. Juni 2016, 11.30 Uhr