Liebe Lana,
auch wenn Du nicht mehr bei uns bist, denke ich heute an deinem 40. Geburtstag an DichDu hast so vielen Menschen so viel bedeutet und auch meine Jugend wäre ohne Dich ganz anders verlaufen. Jedes Konzert von Dir war wie eine Flucht aus dem kleinen Dorf in Bayern, in dem ich aufgewachsen bin, in eine andere Welt, in Deine Welt, in der ich mich zum ersten Mal zeigen konnte wie ich mich gefühlt habe. Für das Faniel-Magazin „Im Endeffekt“ habe ich meine ersten Texte geschrieben, im „Radio Positive Energie“ eine eigene Sendung moderiert und für meine Schülerzeitung Ulli Lommel, den Regiseur von „Daniel, der Zauberer“, über seine Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder, Andy Warhol und Dir interviewt. Als Fans von Dir ist uns der gleiche queerfeindliche Hass tagtäglich entgegengekommen, der von den Medien immer weiter produziert wurde.
Ich hätte Dir so gern noch einmal persönlich gesagt, wie wichtig du für mich als Jugendlicher warst und immer bleiben wirst. Du hast so viele Menschen mit Deiner positiven Energie bestärkt, trotzdem warst Du in Deinen letzten Tagen ganz allein, auf der Flucht vor dem Boulevard auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Weg nach New York, um endlich ohne öffentlichen Druck Dein Leben als Frau leben zu können. Ich hätte es mir so für Dich gewünscht, dass Du heute als Lana Kaiser, oder wie auch immer Du Dich weiterentwickelt hättest, lebst und endlich akzeptiert wirst.
Nach Deinem Tod 2018 habe ich tagelang Mitschnitte Deiner Konzerte und Auftritte angeschaut. Ich wollte Dich als Mensch in Erinnerung behalten, der so eine große Lust auf die Bühne gehabt hat. In der Berichterstattung nach Deinem Verschwinden wurde wieder jedes private Detail Deines Lebens skandalisiert und Deine Transidentität thematisiert, ohne dass Dein Wunschname Lana Kaiser respektiert wurde. Deswegen habe ich Dir 2020 als Künstler einen Quilt, ein Zine und meine Videoinstallation „Lana Kaiser“ gewidmet, in der ich in Solidarität mit Dir tanze, und für die Rory Pilgrim die Musik komponiert hat. Ich habe so viele Ausschnitte gefunden, in denen Du so klug die Objektivierung durch die Medien reflektiert hast. Trotz all der Widerstände und Anfeindungen hast du Dich immer weiterentwickelt. So wollte ich an Dich in meiner Videoinstallation erinnern, ohne die Entmenschlichung von Dir zu beschönigen, wie sie in Deutschland stattgefunden hat.
Jedes Mal wenn ich seitdem meine Videoinstallation und den Quilt international gezeigt habe, habe ich Reaktionen von Menschen bekommen, die meine Faszination mit Dir teilen, oder die durch die Arbeiten ihr eigenes Medienverhalten und die Berichterstattung über Dich neu reflektiert haben. Durch meine Arbeiten und die neue ARD-Dokumentation von Tristan Ferland Milewski zu Deinem 40. Geburtstag heute wird nun endlich dein selbstgewählter Name in der Öffentlichkeit genannt und Du wirst zu Recht als Ikone gewürdigt. Dein Mut und Deine Lebensfreude bleiben!
Liebe Lana, Danke für alles was du mir und anderen Menschen ermöglicht hast! Ganz viele Menschen werden Dich nie vergessen, ich gehöre dazu!
Dein treuer Faniel,
Philipp
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